Die Nachfrage übertrifft das Angebot weit

SERIE MIT DEN KLEINGÄRTNERN DURCHS GARTENJAHR

Kleingärtnern ist immer beliebter. Was an Arbeiten so im (Klein-)Garten ansteht, darüber informieren künftig die Kleingärtner im Landkreis Neunkirchen. Jeden Monat sind wir bei einem anderen Verein zu Gast. Zum Auftakt der Serie sprachen wir mit dem Vorsitzenden des Landesverbandes Kleingärtner Saar, Wolfgang Kasper.

VON ELKE JACOBI

Wolfgang Kasper, Vorsitzender des Landesverbandes der Kleingärtner, in der Anlage in Burbach, wo der Verband sein Büro hat.

LANDKREIS NEUNKIRCHEN/SAARBRÜCKEN

Seine Leidenschaft gehört dem Kleingärtnern. Seit 1991 schon. Damals, also vor 31 Jahren, hat Wolfgang Kasper im Kleingartenverein Flora Altenkessel mit seinem großen Hobby angefangen. Seit drei Jahren allerdings ist es aus mit dem Gärtnern. Die Gesundheit zwingt ihn dazu. „Ich hatte immer Schmerzen, musste meinen Garten abgeben“, erinnert er sich im SZ-Gespräch. Das Ende seiner Liebe aber war das noch lange nicht. Denn auch, wenn Kasper nicht mehr selbst pflanzt und gräbt und jätet – für die Kleingärtner ist er aktiver denn je. Kasper ist seit 2014 im Landesvorstand, leitet seitdem die Wertermittlung.

2018 wurde er erst stellvertretender Landesvorsitzender, im Juni desselben Jahres dann Vorsitzender. „Und das“, so sagt er, „ist ein Fulltime-Job“. Im Saarland für einen engagierten Ehrenamtlichen. In anderen Bundesländern durchaus bezahlt. Zu Kasper kommen alle Vereine – 28 sind im Saarland dem Landesverband angeschlossen, mit 1670 Gärten, engagiert in den drei Bezirksgruppen Saarlouis, Saarbrücken, Neunkirchen – wenn sie Probleme welcher Art auch immer haben: mit ihrem Sommerfest, mit Versammlungen, mit Wertermittlungen.

Zwei Mal im Jahr trifft sich der Bundes-Gesamtvorstand, es gibt bundesweite Seminare, zu denen Kasper fährt, beispielsweise zum Thema Recht. Außerdem gibt der saarländische Landesverband zusammen mit denen aus Rheinland- Pfalz, Hessen und Baden- Württemberg einmal im Monat eine gemeinsame Zeitung „Heim und Garten“ heraus.

Seit Corona, so erzählt Kasper, ist die Nachfrage nach Kleingärten immens gestiegen. „Die Nachfrage ist auf jeden Fall größer als das Angebot.“ Das Bedürfnis der Menschen, sich im Freien an der frischen Luft zu beschäftigen, sei mit der Pandemie größer geworden. Dazu kommt der soziale Aspekt. Die Pacht für einen Kleingarten mit 300 Quadratmeter Größe kostet laut Kasper in Saarbrücken 63 Euro im Jahr. „Und in den anderen Bezirken ist es noch günstiger.“ Vor allem junge Familien mit Kindern seien sehr interessiert.

Wer einen Garten möchte, der kommt zurzeit auf eine Liste. „Wenn dann was frei wird, wird von oben vergeben, alle anderen rutschen eins höher“, sagt der Landesvorsitzende. Allerdings – auch das ein Merkmal seit Corona – die Fluktuation ist geringer als sonst. „Frei wird meistens erst etwas, wenn jemand weg zieht.“ Manche Interessenten, weiß Kasper, haben auch falsche Vorstellungen. Denn ein Kleingarten dient nicht nur der Erholung. „Das ist kein Wochenendgarten, um Feste zu feiern.“ Es geht vornehmlich ums Anpflanzen. In der Satzung ist genau festgelegt, wie ein Kleingarten aufgebaut sein muss: ein Drittel Anbau (Obst, Gemüse, Beeren), ein zweites Drittel nimmt die Laube ein und das letzte Drittel dient der Erholung.

Wie ein Kleingarten aufgeteilt wird, das erfolgt nach dem Drittel-Prinzip:
ein Drittel Anbau, ein Drittel Laube, ein Drittel Erholung.


FOTO: PATRICK PLEUL/DPA-ZENTRALBILD/DPA

„Aber wir gucken da nicht genau auf den Quadratmeter.“ Weiterbildung ist ein weiteres wichtiges Kapitel. Fachberater gibt es in jedem Verein, die bekommen ihr Wissen in einem Grundkurs an sechs Wochenenden immer samstags. Wegen Corona wird der nächste im kommenden Jahr stattfinden. Fachberater sind wichtig, wenn es um die Wertermittlung bei Weitergabe eines Kleingartens geht. Dann gibt es die Seminare für die Vorstände. Wenn es ums Thema Recht geht, hat der Landesverband einen eigenen Anwalt. Der St. Ingberter Patrick Nessler hat auch am Bundeskleingartengesetz mitgearbeitet. Und dann sind da noch die Versicherungen. Auch dazu gibt es Seminare: Wann bin ich unterversichert beispielsweise.

Das, so sagt Kasper, ist übrigens auch einer der Vorteile als Mitglied im Landesverband. Denn es ist keine Pflicht für die Kleingärtner, sich dem anzuschließen. Im Landkreis Neunkirchen gehören sechs Anlagen dazu: Schiffweiler, Sinnerthal, Eintracht Neunkirchen, Scheib, Nordpol, Kasbruch und Wellesweiler. Die kommen in den Genuss des eigenen Versicherungsdienstes des Kleingartenvereins. Einzelne Vereine halten im Frühjahr Schnittkurse für Obstbäume ab – auch die unterstützt der Landesverband dann finanziell. Seit einem anderthalben Jahr hat der Landesverband eine eigene Homepage, auf der es Links zu den einzelnen Vereinen gibt.

Jeder der drei Bezirke hat auch einen Vorsitzenden. Für Neunkirchen ist das Markus Meiser. Für alle jedoch ist Wolfgang Kasper Ansprechpartner. Ab März hält er seine Sprechstunden ab. Jeden ersten und dritten Montag im Monat, im Büro des Landesverbandes bei der Kleingarten-Anlage in Saarbrücken-Burbach. Den Landesverband selbst gibt es seit 1952, damals mit drei Bezirken. Seine Geschichte ist mittlerweile in einem Buch erschienen. Dieses Jahr wird es auch wieder einen Bundeswettbewerb für die Kleingarten-Vereine geben: „Gärten im Städtebau“.

Aus dem Saarland wird dieses Mal kein Verein teilnehmen. So sehr Kasper das bedauert, so stolz ist er darauf, wie erfolgreich die Wellesweiler Kleingärtner in diesem alle drei Jahre stattfindenden Wettbewerb schon waren: drei Mal Bronze, zwei Mal Silber. „Die haben das ganz toll gemacht“, ist Kasper voll des Lobes. Auch einen Landesverbandstag wird es dieses Jahr wieder geben, am 21. Mai in Limbach. Da wird der Landesvorsitzende jede Menge zu tun haben. „Sie sehen: Für die Gartenbarbeit hätte ich gar keine Zeit mehr“, sagt er und lacht.